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AutorenbildChristian Schärtl

Quo vadis, Restart21?

Aktualisiert: 3. März 2021

Mit unserer Content-Serie "American Football im Wandel" beleuchten wir die drei Akteure Restart21, AFVD und European League of Football – drei Strömungen, die anstreben, die Geschicke des deutschen American Footballs in neue Bahnen zu lenken. Zu Beginn behandeln wir Restart21.


„Quo vadis?“. Diese lateinische Phrase wurde in der Vergangenheit gerne mit dem AFVD in Verbindung gebracht. Zu wenige Ideen und Ansätze, wie sich der American Football in Deutschland entwickeln könnte, wurden als Kritikpunkte gebracht. Viele sahen keine Antworten und insbesondere Alternativen zum Präsidium des Bundesverbandes. Nun hat sich, trotz der zwangsbedingten Corona-Pause, eine Bewegung vorangeschickt, die einiges ändern möchte. Mit Restart21 formierte sich eine Initiative, welche diese Antworten liefern möchte – sie bisher aber dennoch größtenteils schuldig geblieben ist. Das monieren zumindest Kritiker der von Alexander Sperber geführten Bewegung. Wir wollen also die Personen, die bisher gebrachten Lösungsvorschläge, sowie die Zukunft in diesem wohl entscheidenden Jahr einmal genauer beleuchten.


Restart21 und die GFL

Während sowohl Alexander Sperber, Gründer des ersten deutschen Footballvereins und erster Präsident des damaligen deutschen Football-Bundes als auch Andreas Kegelmann, Sportdirektor des Landesverbands Nordrhein-Westfalen, den meisten in Footballdeutschland bekannt sein dürften – auch weil sie bisher als „Frontmänner“ von Restart 21 agierten – dürften die weiteren Köpfe dahinter noch nicht jedem etwas sagen. Für die GFL am wichtigsten ist wohl Maximilian Schwarz. Mit gerade einmal 26 Jahren wird sich der Gründer der Bad Homburg Sentinels – im Coronajahr 2020 durch zwei Siege aus zwei Spielen gegen Rüsselsheim in die GFL2 aufgestiegen – der Mammutaufgabe „Neuausrichtung der German Football League“ annehmen.


Trotz seines jungen Alters bringt Schwarz aber bereits eine Menge Erfahrung mit. Doch in den Fokus der Initiatoren rückte Schwarz durch seine Bachelorarbeit im Studiengang Sportjournalismus/Sportmanagement an der Hochschule Mittweida mit dem Thema „Vermarktung von American Football in Deutschland“. Ebenfalls veröffentlichte man auf der eigenen Facebook-Seite das von Schwarz verfasste, siebenseitige Papier „Konzept Neuausrichtung GFL“. Somit kann man mit dem 26-jährigen vielleicht einen von außen so oft geforderten Fachmann in einem Bereich stellen. Denn nicht nur aufgrund seiner Footballvergangenheit, sondern auch durch sein Studium, könnte der gebürtige Offenbacher zumindest auf dem Papier die nötige Kompetenz mitbringen.


Die weiteren Kandidaten für das neue Präsidium

Ein großer Kritikpunkt an der Arbeit des aktuellen AFVD Präsidiums ist insbesondere die Intransparenz der Finanzen sowie das verworrene Konstrukt der Gesellschaften mit dem Geschäftsführer Robert Huber. Heiko Pawils ist derjenige, der vor allem in diesem Bereich für mehr Klarheit sorgen soll. Der 38-jährige ist gelernter Bankkaufmann, arbeitete knapp 17 Jahre im Banken- und Finanzsektor und ist seit vergangenem Jahr als Außendienstmitarbeiter für ein baden-württembergisches Unternehmen tätig. Nachdem Pawils sowohl als Spieler als auch als Coach überwiegend in Norddeutschland aktiv war (Spieler Rostock Griffins und Hamburg Sea Devils, Coach Rostock Griffins und Landesverband Schleswig-Holstein), folgte im letzten Jahr der Wechsel zu GFL Süd-Primus Schwäbisch Hall Unicorns. Bei den Hallern ist der Mecklenburger als Analyst tätig. Interessant hierbei dürfte sein, ob Pawils als Vermittler zwischen Restart21 und dem GFL-Ligavorstand fungieren könnte, dessen Mitglied bekanntermaßen Unicorns-Pressesprecher Axel Streich ist.


Stephan Bertsch ist die Personalie für die Verwaltung und Verbandsarbeit. Der Fürstenfeldbrucker bekleidet im Vorstand der Razorbacks bereits das Amt des Vizepräsidenten und Kassenwarts, sowie das des Verbandratspräsidenten im bayerischen Landesverband. Primär möchte Bertsch die Regularien und Vorgaben des Bundesverbandes auflockern bzw. den Vereinen wieder mehr entgegenkommen. In der Komplexität dieses Geflechts und dem fehlenden Austausch mit der Basis sieht der Brucker eines der Kernprobleme, welches er als Mitglied der Restart Kandidaten für das AFVD Präsidium angehen möchte.


Komplementiert werden diese fünf Kandidaten, neben Sperber und Kegelmann, von Ulrich Kramer. Kramer ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt im deutschen und europäischen Football. Er dürfte zudem aufgrund von Stationen wie Bremerhaven Seahawks (als Gründungsmitglied), Dresden Monarchs, Berlin Adler, Potsdam Royals, dem schwedischen Footballverband sowie den Iowa Barnstormers und den Warschau Eagles einige wichtige Kontakte mitbringen. Pikant hierbei: Bereits in der Vergangenheit trat Kramer immer wieder als erklärter Gegner der Arbeit von Huber auf den Plan. Sei es im schwedischen Verband bzw. zusammen mit dem späteren Weltverbandspräsident Tommy Wiking oder als Vertreter und Kandidat des dänischen Verbands

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Neben den bereits genannten und bekannten Personalien folgte vor rund einem Monat mit Anja Anton-Hoenen jemand, der die sich in Zukunft um die Kommunikationsarbeit im Verband kümmern soll. Ebenso wie Maximilian Schwarz gehört sie jedoch nicht zu den Kandidaten für das Präsidium.


Bilder zur Verfügung gestellt von ReStart21: v.l.n.r: Alexander Sperber, Andreas Kegelmann, Maximilian Schwarz, Heiko Pawils, Anja ANton-Hoenen, Ulrich Kramer


Ausblick

Das erklärte Ziel von Restart21 liegt nun also in der Abwahl des bisherigen AFVD Präsidiums um Robert Huber. Da dieser allerdings erst im März des vergangenen Jahres einstimmig wiedergewählt wurde und die nächste Präsidiumswahl erst im Jahr 2024 ansteht, braucht es für die Absetzung die Einberufung einer außerordentlichen Bundesversammlung mit dem Ziel einer Neuwahl. Laut Satzung müsste der AFVD dies auch gewähren. Hierfür benötigt es jedoch einen Antrag von drei Landesverbänden. Laut Alexander Sperber hätte Restart21 die Möglichkeit und somit die benötigte Unterstützung hierfür bereits. Aufgrund der aktuellen Pandemiesituation und aus taktischen Gründen, möchte man sich einen genauen Zeitpunkt hierfür jedoch noch offenhalten.


Doch was dann? Die von der Initiative angeführten validen Kritikpunkte, sind in der Vergangenheit bereits öfter aufgekommen. Doch an einer Lösung oder zumindest einem Lösungsvorschlag ist es oft gescheitert. Inhaltlich konnte man zur Neuausrichtung der GFL und zum Thema Jugendförderung, egal ob Auswahlmannschaften oder beispielsweise mit Flag Football, bereits konkrete Ansätze vorbringen. Auch setzt man auf viel Kommunikation und möchte ebenso für mehr Transparenz stehen als dies bisher beim AFVD der Fall war. Insbesondere über die eigene Facebookseite sollen Spieler, Trainer, Vereine, Eltern, Zuschauer mit einbezogen werden. Auch zum Thema ELF hat Restart21 sich bereits geäußert und steht der neuen europäischen Liga offen gegenüber – nannte hierbei auch explizit, dass dies nichts an den eigenen Plänen ändere. Inwieweit sich die European League of Football jedoch auf das Konzept für die GFL auswirkt, bleibt ebenfalls abzuwarten. Es sollte sich aber mit den hieraus resultierenden Entwicklungen auch für die Initiative um Sperber und Kegelmann einiges verändert haben. Ebenso was eine erfolgreiche Wahl in das Bundespräsidium für den jüngst ins Leben gerufenen GFL Ligavorstand bedeuten würde ist nicht geklärt.


Offen bleibt auch wie man die Popularität des Sports weiter voranbringen möchte, vor allem wie man mehr bewegen möchte als das aktuelle Präsidium. Nicht nur von Seiten Restart21 wurde immer wieder vorgehalten, dass man hier zu wenig aus dem entstandenen Interesse durch die NFL Übertragungen machen würde.


Wo bleiben konkrete Lösungen?

Egal ob nun Restart21, AFVD oder auch ELF. Viele Fragen bleiben nach wie vor offen – sei es aus taktischen Gründen oder weil hierfür noch keine Antworten parat stehen. Auch Restart konnte bisher noch für wenige Probleme eine konkrete Lösung präsentieren. Zu oft sind die Pressemitteilungen und Verkündungen lediglich PR-Attacken auf das bestehende Präsidium. Verständlich, dass man dem AFVD nicht „seine“ Lösungen im Vorfeld auf dem Teller servieren will. Aber: Auf der anderen Seite wird ein Vertrauensvorschuss der Aktiven und Stimmberechtigten gefordert, der bisher Grundlagen entbehrt. Fest steht: Der deutsche Football steht vor dem wohl wegweisendsten Jahr seiner jüngeren Geschichte, unabhängig von dem Ergebnis der außerordentlichen Versammlung.


von Daniel Stark

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